Workshop „Watchful Citizens – Policing from Below and Digital Vigilantism” in Monetréal (Kanada)
Vom 2. bis 3. November 2017 nahm Frauke Reichl am Workshop „Watchful Citizens – Policing from Below and Digital Vigilantism” an der Université de Montréal (Kanada) teil. Der Workshop bot aufschlussreiche Vorträge und Diskussionen zum Thema Vigilantismus und insbesondere zum digitalen Vigilantismus. Diese Aspekte werden im Rahmen des Projekts PluS-i unter dem Thema Beteiligung von BürgerInnen an der Sicherheitsproduktion behandelt. Unter konventionellem Vigilantismus werden im allgemeinen z. B. Bürgerwehren oder Zusammenschlüsse von BürgerInnen verstanden, die selbst für Sicherheit sorgen wollen und dabei zumeist das Gesetz in die eigene Hand nehmen. Digitaler Vigilantismus meint hingegen den Prozess, bei dem BürgerInnen kollektiv auf ein unerwünschtes Verhalten anderer BürgerInnen reagieren, indem sie eine koordinierte Bestrafung in den digitalen Medien organisieren – mithilfe von Smartphones und/oder auf Plattformen sozialer Medien. Ein solch unerwünschtes Verhalten kann bspw. ein Tweet sein, dessen Inhalt von vielen Leuten abgelehnt wird oder ein Verhalten, das online veröffentlicht und ebenfalls abgelehnt wird. Das Ereignis (Tweet, Verhalten o.Ä.) wird dann bestraft. Diese Bestrafung erfolgt durch das Sichtbarmachen der Person, bspw. durch die Veröffentlichung des Klarnamens, des Wohnortes, von Details aus der Vergangenheit oder aus privaten Bereichen des Lebens u.v.m. Dies kann vor allem schwerwiegende Konsequenzen für die im Fokus stehende Person haben – bis hin zum Verlust der Arbeitsstelle und der sozialen Reputation. Auf dem Workshop wurde deutlich, dass es sehr viele Beispiele für diese neue Art des Vigilantismus gibt, deren Mechanismen es zukünftig noch genauer zu analysieren gilt. Für das Projekt PluS-i, in dem auch die Beteiligung von BürgerInnen in Fragen der Sicherheit näher betrachtet werden wird, konnte ein umfangreicher Überblick über praktische methodische Ansätze, theoretische Perspektiven und den aktuellen Forschungsstand in diesem Bereich gewonnen werden.